ALVIN |
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[ 5 ] |
Die Wende |
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laurie 7.10.01 |
Mitten am Tag, während andere fleissig arbeiteten, sass Alvin im Café Greco am Limmatplatz und genoss ein Bier. Mitten am Tag, während andere arbeiteten. Einmal hätte es ihm fast weh getan, so hier zu sitzen. Etwas zu geniessen, was viele andere nicht geniessen können. Jetzt nicht mehr. Das zweite Mal in so vielen Monaten hatte sein Leben eine Wende gemacht. Diesmal sollte er traurig sein aber traurig war er nicht. Fast dankbar. Ja, dankbar wäre eine bessere Beschreibung. Seine Mutter starb aus unerklärlichen Gründen kurz nach ihrem Unfall. Die Ärzte hatten schon gesagt, dass sie nie wieder würde gehen können. Aber sonst war mit ihr alles in Ordnung. So weit alles in Ordnung sein kann unter solchen Umständen. Aber sie gab auf. Sie nahm schon wieder den einfachsten Weg, um sich aus einer schwierigen Situation zu befreien. Wie ein Blitz traf Alvin diese Erkenntnis. Sie nahm den einfachsten Weg - genau so wie Alvin es immer tat. Und jetzt war sie tot. Alvin blickte mit seinem inneren Auge zurück in seine Vergangenheit. Er war jahrelang bei der Post angestellt. Er hasste es zwar, aber Mut zu etwas Anderem hatte ihm gefehlt. Er sehnte sich innerlich nach Rita, aber sie anzusprechen war ihm unmöglich. Eine lange Reihe feiger, peinlicher Erinnerungen gingen ihm durch den Kopf. Er schüttelte ihn angewidert und nahm einen grossen Schluck vom kühlen Bier. Dass er jetzt genügend Geld hatte, um alles zu machen was er sich nur denken könnte, war nicht die entscheidende Wende seines Lebens. Für andere wäre es das vielleicht gewesen, aber nicht für Alvin. Das Geld hat seine Mutter nicht retten können; und nur das Geld alleine würde Alvin auch nicht retten. Doch es machte plötzlich einiges einfacher. Alvin legte eine Note auf dem Tisch und stand auf. Mit neu gefundenem Mut verliess er das Lokal und machte sich entschlossen auf den Weg. |
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